SALA ORTHEIL
Studio für Literatur und Musik

Die SALA ORTHEIL wurde am 13. Oktober 2019 in der Mittelstraße 16, 57537 Wissen/Sieg als „Studio für Literatur und Musik“ eröffnet. Früher war der Raum ein Ladenlokal, in direkter Nähe zum mütterlichen Großelternhaus des Schriftstellers Hanns-Josef Ortheil (geb. 1951) gelegen, dessen Eltern in Wissen/Sieg geboren wurden.

Der Raum wurde entkernt und renoviert, er hat jetzt einen ochsenblutroten, glatten Boden, die Wände sind in schlichtem Weiß gehalten. Es gibt keinerlei Schranken oder andere Unterteilungen, die Besucher erleben ein lichtes Raumganzes von ca. 80 Quadratmetern.

Foto: Frank Bauer
Foto: Familienarchiv, privat

An den Wänden befinden sich etwa fünfzig Fotografien aus der fotografischen Sammlung der Familie Ortheil, Fotos ihrer früheren Wohnhäuser, ältere Fotos der Stadt Wissen sowie genealogische Fotos von den beiden elterlichen Familien und dem Schriftsteller in Kinderjahren.

Foto: Familienarchiv, privat

Zwei mittelhohe Glasvitrinen beherbergen Ortheils Schreibmaschinen (seit den fünfziger Jahren), sein Kinderspielzeug und Erinnerungsstücke an das Klavierspielen in den Kinderjahren.

In den Bücherregalen entdeckt man Exemplare der elterlichen Bibliothek und eine Auswahl jener von Ortheil verfassten Bücher, die sich auf seinen westerwäldischen Herkunftsraum beziehen und von ihm erzählen (Unterwegs im Westerwald, Die Erfindung des Lebens, Der Stift und das Papier u.a.).

Ein kleiner Schreibtisch steht inmitten der Regale, als Zitat der Arbeit, die all diese Materialien miteinander verbindet. An ihm sitzt Ortheil, wenn er die SALA in ein Arbeitszimmer verwandelt, dessen starke imaginative Welten ihm Freude machen.

Im Italienischen gibt es dafür das Wort Studiolo …- was soviel meint wie „Studio“ oder „Imaginarium“. In einem Studiolo arbeitet ein Schriftsteller an seinen Werken, umgeben von Bildern und Gegenständen, die er liebt. Dahin zieht er sich zurück, indem der Raum den Charakter einer Klause erhält und das dort stattfindende Leben sich in eine Klausur verwandelt.

Zu bestimmten Gelegenheiten wird die SALA aber auch für Freunde, Gäste oder Gesprächspartner geöffnet. Dann werden dort Seminare, Vorlesungen, Lesungen, Workshops oder Gespräche veranstaltet, zu denen Hanns-Josef Ortheil über seinen Blog (www.ortheil-blog.de) einlädt.

Raum der Begegnungen

Seit ihren Anfängen ist die SALA deshalb auch ein Raum der Begegnungen und Treffen, in denen Hanns-Josef Ortheil die zentralen Akzente seiner über dreißigjährigen „Hildesheimer Lehre“ als Professor für Kreatives und Literarisches Schreiben an der Universität Hildesheim vermittelt. Viele seiner ehemaligen Studentinnen und Studenten (wie etwa Mariana Leky, Sabrina Janesch oder Martin Kordić) waren bereits zu Gast und haben, von ihm moderiert, in Wissen gelesen. So gesehen erlebt man die SALA auch als einen Raum, in dem Entstehungsprozesse junger Literatur vorgestellt und untersucht werden. Man kann sie dann als einen Ableger der „Hildesheimer Forschung“ verstehen, in dem die neusten Erkenntnisse zu den Themen des Literarischen Schreibens diskutiert werden.

Zuletzt ist in Zusammenarbeit mit sieben Autorinnen und einem Autor, die meist von weither nach Wissen kamen, die Stadt erkundeten und über einige ihrer Szenen schrieben, ein Buch entstanden: „Wissen, Sieg. Beobachtungen vor Ort“.

Wissener Buchladen

Eng verbunden ist die SALA auch mit dem nahe gelegenen Wissener Buchladen (früher im Besitz von Maria Bastian-Erll, heute von Katharina Rossbach). Der Buchladen und seine Besitzerinnen waren und sind für die Organisation und das Programm der Westerwälder Literaturtage (ww.lit.de) zuständig, die Ortheil zusammen mit Maria Bastian-Erll 2001 ins Leben gerufen hat. In diesem Sinn ist die SALA auch ein Organisations- und Vermittlungsraum von Büchern und Arbeiten anderer Autorinnen und Autoren, die nach Wissen und in die westerwäldische Umgebung zu Lesungen eingeladen werden.

Foto: Katharina Behner

Meine Heimat

Seit ihren Anfängen ist die SALA ORTHEIL daher Ausstellungs-, Schreib-, Veranstaltungsraum und eine Galerie, die Ortheils Westerwälder Erbe akzentuiert. Für dessen lebenslange schriftstellerische Umkreisung ist er im Dezember 2022 von Malu Dreyer, der Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, mit dem Verdienstorden des Landes ausgezeichnet worden. 2021 hatte er für seine Verdienste um die Stadt Wissen bereits das große Ehrensiegel der Stadt erhalten, seit 2009 ist er Kulturbotschafter des kulturWERKwissen, in dessen Räumen viele seiner Lesungen stattfinden.

In einem Gespräch hat Hanns-Josef Ortheil vom „Kuriosum seiner westerwäldischen Ur-Heimat“ erzählt: „Ich habe eine Ur-Heimat, die befindet sich in dem westerwäldischen Ort Wissen/Sieg, in dem meine Großeltern und Eltern gelebt haben und später auch gestorben sind. Die Häuser und Lebensräume meiner Ahnen und Urahnen bestehen alle noch und werden heutzutage von meinen Verwandten (Cousinen, Vettern etc.) bewohnt. Wenn ich mich in den Biergarten meines Vetters setze, der neben dem Gasthof meiner väterlichen Großeltern liegt, setze ich mich an einen Ort, der bis ins frühe 20. Jahrhundert zurückreicht und fast unverändert ist. Die schönen Linden hat mein Großvater pflanzen lassen, das Landbrot mit feinem Schinken stand schon auf der Speisekarte von 1910.

Ich lebe einen Großteil jedes Jahres in meinem Elternhaus, das meine Eltern in den fünfziger Jahren gebaut haben. Damit verbinde ich noch immer die stärksten Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend. Wenn ich an einem größeren Projekt arbeite, ziehe ich mich dorthin zurück, gehe viel spazieren und schwimmen und genieße die ländliche Ruhe der Höhenzüge des Westerwaldes.

Darüber hinaus gibt es einige Lieblingsräume in der Nähe, die ich ebenfalls häufig besuche. So etwa das Restaurant Alte Vogtei von Daniela und Markus Wortelkamp in Hamm/Sieg, den Skulpturenpark Im Tal des Bildhauers Erwin Wortelkamp in Hasselbach oder die Abtei Marienstatt.“

Veranstaltungen

Sala Ortheil
ortheil.hannsjosef@gmail.com
www.hanns-josef-ortheil.de
www.ortheil-blog.de

Hanns-Josef Ortheil: Mein Traum von Wissen an der Sieg. Sonderdruck der Stadt Wissen anlässlich des Besuchs des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier am 20. März 2018 im kulturWERKwissen. Auch in: HJO: Unterwegs im Westerwald. Insel-Verlag 2022

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